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Demokratie braucht Bildung!

Projekt: „African Kids“ heißt
unsere Initiative zur Förderung von
Bildungseinrichtungen in Kenia.

Fertigstellung des Sonderprojektes „Neubau und Renovierung an der Public Primary School Timau“

Kategorie: Spendenverwendung - Jan 25th, 19

Bereits im letzten Newsletter wurde umfangreich über Hintergründe und Bedingungen dieses Projektes berichtet – nun können wir fristgerecht und mit einem gewissen Stolz die Fertigstellung bekanntgeben. Francis hatte dafür alle Register gezogen, sich wenn nötig selbst ins Auto gesetzt, um die benötigten Nägel, die in Timau nicht erhältlich sind, in Nanyuki zu besorgen und dreimal täglich der Baustelle einen Kontrollbesuch abgestattet. Mehrere Krisen wurden souverän bewältigt, eine Preissteigerung aufgrund Steuererhöhungen im September und die Lahmlegung des Transportwesens im November. Aufgrund der vielen Verkehrstoten hatte die Polizei eine durchaus nötige Kontrolloffensive gestartet – und über 4 Wochen war es fast unmöglich, Material von hier nach dort zu bekommen. Selbst mein bewährter Taxifahrer bat mich auf dem Weg zum Flughafen, im Falle einer Kontrolle nicht zu erwähnen, dass dies ein Taxi sei, sondern eine „Freundschaftsleistung“. Aufgrund der steigenden Lebenshaltungskosten und der niedrigen Löhne versucht jedermann, sich halt irgendwie durchzuschlagen, Transportlizensen kann sich da keiner leisten, da bliebe dann gar nichts mehr übrig zum Lebensunterhalt. Eine junge, dynamische Gesellschaft im Aufbruch, lamentieren gilt nicht, Hauptsache es geht vorwärts, um Vorschriften kümmert man sich dann, wenn das Nötigste bewältigt ist – also jedenfalls nicht heute.

Die neue Dacheindeckung der Lernhütte ging schnell und problemlos von statten, der Facharbeiter aus Nairobi – eine Empfehlung unseres Safari-Unternehmers Eliud – war wirklich ein Meister seines Faches.

Auch die neuen Klassenräume – auf massive Fundamente gesetzt – wuchsen täglich in bester Handwerkskunst unter der bewährten Bauleitung von Vorarbeiter Martin Meja. Maschinen wurden sparsam eingesetzt, Hilfsarbeiter gibt es zahlreich und alle sind froh, wieder etwas Geld heimzubringen. Sogar am 1. Weihnachtsfeiertag waren alle wie gewohnt auf der Baustelle mit der Begründung „solange Arbeit da ist, arbeiten wir, im Januar beginnt das neue Schuljahr und wir haben die Schulgebühren für unsere Kinder noch nicht beisammen!“.

Bei den Schulmöbeln musste dann wieder einmal der Auftragnehmer gewechselt werden. Trotz ausreichender Erfahrung passiert es immer wieder, dass Handwerker mehr versprechen, als sie dann leisten können. Fachausbildungen sind entweder gar nicht vorhanden, oder sie dauern 6 Monate – Mithilfe in einem entsprechenden Betrieb – ohne Theorie und Prüfung. Ob der Handwerker dann wirklich kann, was er verspricht, stellt sich erst in der Praxis heraus. Falls nicht, packt er halt sein Werkzeug zusammen und zieht ein paar Dörfer weiter – und beginnt von vorne. Bis es sich auch dort herumgesprochen hat, dass er nicht viel zuwege bringt.

Aber durch die übliche Dauerkontrolle unseres Bauleiters Francis konnte auch dies gelöst werden und die bestellten Möbel waren fristgerecht in gewünschter Qualität fertig:  100 Tische und Stühle für die oberen Klassen – sogenannte „Lockers“ – bei denen die Schüler einzeln sitzen und ihre Materialien in den Tischen lagern. Dies ist besonders für die vielen Probeprüfungen und die Abschlussprüfung wichtig.

Und für die Kleinen 20 Tische und Bänke, an denen jeweils 5 bis 6 Kinder und ihre Schultaschen bequem Platz haben.

Als relativ schwierig hatte sich der Teilbereich „Neubau und Sanierung der Sanitäranlagen“ herausgestellt. Durch die gängige Praxis, Sanitärgruben nicht zu leeren, sondern zu verfüllen und nebenan eine neue Bretterbude aufzustellen, waren bereits überall am Gelände eingesackte ehemalige Gruben vorhanden. Als sich die Schulleitung endlich auf einen passenden Platz festgelegt hatte, stieß man beim Erdaushub auf massives Felsgestein, dem mit Hammer und Meißel nicht beizukommen war. Schließlich entschied man sich, eine alte Grube zu leeren und neu auszumauern. Aus unserer Sicht die bessere Lösung.

An den bereits bestehenden Toiletten wurden Außenlüftungsrohre zur Geruchsbeseitigung angebracht, fehlende Türen ersetzt, das Mauerwerk ausgebessert und der ganzen Anlage ein neuer kräftiger Farbanstrich verpasst.

Eine Versorgung mit fließenden Wasser zum Händewaschen wurde vereinsintern heftig diskutiert, letztlich aber dennoch nicht umgesetzt. Die Kinder sind es von daheim aus einfach nicht gewöhnt und es bräuchte eine eigene „Hygienelehrkraft“, die sich bei 800 Kindern ständig an den Toiletten aufhält, um die Kinder in den Gebrauch der Waschbecken einzuweisen und der Zerstörung der installierten Technik entgegenzuwirken. So ähnlich, wie bei uns momentan an den elektronischen Supermarktkassen. Das kann sich weder die Schule selbst, noch unser Verein momentan leisten.

Womit wir bei einem weiteren Aspekt wären, der mir in diesem Zusammenhang sehr wichtig ist:

Dieses Bauprojekt war – wie bereits im letzten Newsletter mitgeteilt – nur durch die Förderung durch die Bayerische Staatskanzlei mit insgesamt 36.000 EUR möglich. Diese Summe entspricht ungefähr den Vereinseinnahmen von zwei Jahren.

Nun mag sich der eine oder andere Spender an dieser Stelle fragen: „Machen meine 10 EUR monatlich da überhaupt noch Sinn, wenn es um solche Summen geht?“.  Meine persönliche Antwort nach nunmehr über zehn Jahren Erfahrung in diesem Bereich ist sehr eindeutig: das eine geht ohne das andere nicht!

Das Bild der sogenannten „Entwicklungshilfe“ oder moderner „Entwicklungs-zusammenarbeit“ wird leider oft auch verzerrt dargestellt. Da wird von der armen Frau berichtet, die Tag und Nacht arbeitet, um neben ihren eigenen fünf Kindern auch noch drei Aidswaisen durchzufüttern. Und wenn sie etwas Geld bekäme, könnte sie noch viel mehr tun…..

Dieses Bild wird von vielen NGOs gepflegt, um Spenden einzuwerben. Und sicher gibt es solche aufopferungsbereite Menschen, genauso wie bei uns in Deutschland auch. Aber es suggeriert, dass es NUR am Geld mangelt – und das stimmt meiner Erfahrung nach dann auch nicht wirklich.

Es braucht eben auch Menschen, die die entsprechenden Gelder vor Ort in Afrika in Lebensmittel, Bildung, Gesundheitspflege, Umweltschutz etc. verwandeln. Und diese Menschen brauchen ebenso wie wir ein faires, zuverlässiges Grundeinkommen für sich selbst und ihre Familie, Bildung, Weiterbildung und Vernetzung mit Ideenträgern und Gleichgesinnten. Öffentliche Fördergelder sind immer einmalig und projektbezogen, unsere eigenen Finanzen verwenden wir vorwiegend, um in Kongoni und Timau eine verlässliche Struktur aufzubauen, die die sinnvolle Umsetzung von Fördergeldern erst ermöglicht.

Hier haben wir – falls uns dies ein Anliegen ist – eine großartige Möglichkeit, dem aktuell um sich greifenden Nationalismus à la Donald Trump und AfD etwas entgegenzusetzen. Statt „Afrikaner“ und „Deutsche“ könnte man auch in Wertemaßstäben denken und handeln. Und Menschen und Initiativen unterstützen, die sich für dieselben Werte einsetzen, die einem selber wichtig sind.  Die Nationalität oder Hauptfarbe wäre dann eigentlich zweit- oder drittrangig.

In diesem Sinne wünsche ich uns allen ein frohes gemeinsames Schaffen!