pro-A-kids

Demokratie braucht Bildung!

Projekt: „African Kids“ heißt
unsere Initiative zur Förderung von
Bildungseinrichtungen in Kenia.

Bildungssituation in Kenia

Der Lehrplan orientiert sich am sog. 8-4-4-System, d.h. 8 Jahre Grundschule (Primary School), 4 Jahre Gymnasium (Secondary School) und 4 Jahre Hochschule. Nach und nach wird im Lehrplan das koloniale System, bei dem in erster Linie europäische Lehrinhalte vermittelt wurden, durch afrikanische Inhalte ersetzt.

Jedes Jahr findet zwischen den Schulen ein spannender Wettkampf um die höchsten Punktzahlen im nationalen Wettbewerb statt. Die Medien berichten ausführlich und mit gefühlvollen Homestories über die stolzen Sieger und Siegerinnen. Dies führt zunehmend zu einer spürbaren Prüfungsausrichtung des Unterrichts zu Lasten einer umfassenden Bildung, die auch Persönlichkeitsentwicklung und Handlungskompetenz mit einschließt.

 

Vorschulerziehung

KAG_KiGa_reduziertKindergärten haben meist den Charakter einer Vorschule, die Unterrichtssprache ist Kiswahili, gerade in sehr ländlichen Gebieten wird zuhause noch oft vorwiegend die Stammessprache (z.B. Kikuyu, Kimeru ect.) gesprochen. Daneben wird als zweite Unterrichtssprache bereits Englisch eingeführt, das im Verlauf der Grundschule immer wichtiger wird und im weiteren Schulverlauf als einzige Unterrichtssprache dient. Am Ende der Vorschule sollen alle Kinder lesen und schreiben können und die den Zahlenraum von 1 bis 10 beherrschen, dies wird mit Tests abgeprüft. Daneben kommt der Vorschule eine wichtige Aufgabe im Bereich der Gesundheitsvorsorge und sonstiger Grundbildung zu, wie sie bei uns eher im Elternhaus angesiedelt ist. Im Gegensatz zur Grundschule ist der Kindergarten allerdings nicht kostenfrei, sondern muss von den Eltern bezahlt werden. Das Schuljahr wird dem britischen System in 3 sog. Terms eingeteilt (Weihnachten bis Ostern, Ostern bis Sommerferien und September bis Weihnachten). Jeder Term kostet z.B. im E.C.D.C. in Kongoni 1.000 KSH, umgerechnet ca. 10 EUR. Zur Aufnahme in die kostenfreie Grundschule muss eine Bescheinigung des Vorschulbesuches sowie ein Nachweis, dass dort keine Zahlungsrückstände mehr bestehen vorgelegt werden. Im Ausnahmefall entscheidet der Schulleiter über Sonderregelungen, da ansonsten das Einschulalter zu sehr ansteigen würde.

In Kenia hat Schulbildung einen sehr hohen Stellenwert erreicht, was dazu führt, dass finanziell besser gestellte Eltern ihren Nachwuchs lieber in besser ausgestattete private Kindergärten und Schulen schicken. Damit wird aber gerade den lokalen Einrichtungen die wirtschaftliche Basis entzogen und das Solidaritätsprinzip ausgehöhlt.

Achtjährige Grundschule

Besonders auf dem Land wurden bis vor kurzem die meisten Grundschulen nach dem Harambee-Prinzip unterhalten, d.h. die Eltern finanzierten sie durch Spenden selbst. Diese Schulen waren in jeder Hinsicht arm. Die Situation verbesserte sich erst, als 2003 die Regierung Kibaki ihr Wahlversprechen einlöste und das Schulgeld für die „Primary Schools“ abschaffte. Damit ermöglichte sie zum ersten Mal den Zugang zur Bildung für Kinder aus ärmeren Familien. Es gingen plötzlich 1,7 Millionen Kinder mehr zur Schule. Jedoch blieben Investitionen im Bildungssektor aus, und das Schulsystem ist kaum im Stande, der steigenden Anzahl von Schülern gerecht zu werden.

Das Lehrer-Schüler-Verhältnis ist landesweit auf 1:100 gefallen, ein qualitativ guter Unterricht ist daher kaumPause_reduziert möglich. Zudem nimmt die Zahl der Lehrer kontinuierlich ab. Und wer eine halbwegs akzeptable Lehrer-Schüler-Relation für seine Kinder wünscht mit dem daraus resultierenden besseren Lernerfolg und sich nicht zufrieden gibt nur dem Papier nach seine Kinder eine Klasse weiter aufsteigen zu lassen, ist weiterhin gezwungen, seine Kinder gegen entsprechendes Schulgeld auf eine der vielen Privatschulen zu schicken.

Daneben wird auch noch zwischen Tages-Schulen und Internats-Schulen unterschieden, meist sind die öffentlichen Schulen Tagesschulen, das heißt, der Unterricht dauert von 8:00 bis 16:00 Uhr, das Mittagessen muss von den Eltern mitgegeben werden. Privatschulen werden meist als Internatsschulen (Boarding Schools) geführt, da die Schüler von weiter her kommen. Dies hat oft den Vorteil, dass die Schüler sich besser auf das Lernen konzentrieren können, als in den oft sehr engen häuslichen Umständen, wo die Kinder meist auch noch zu Haus- und Feldarbeit und Beaufsichtigung der Geschwister herangezogen werden und nicht selten auch unter häuslichen Spannungen zu leiden haben. Allerdings können sich auch hier nur finanziell bessergestellte Elternhäuser diese Bildungseinrichtung leisten.

 

Girls_Secondary_reduziertWeiterführende Schulen

Weiterführende Schulen (Klasse 9 -12) sind quasi Gesamtschulen und kostenpflichtig. Ihre Träger sind der Staat, große Organisationen wie z.B. die Kirchen oder Privatleute. Die beiden letzteren werden allgemein als Privatschulen bezeichnet. Aufgrund der Kosten sind diese Schulen für große Teile der Bevölkerung unzugänglich, auch wenn die Privatschulen Stipendien vergeben. Einige Schulen nehmen kostenlos nur begabte Kinder aus den Slums auf. Es ist durchaus von Vorteil eine der meist seit Jahren berühmten Elite-Schulen (wie etwa die Alliance High School) besucht zu haben.

 

BerufsausbildungFlexen_am_Boden_reduziert

Eine Berufsausbildung, wie sie in Deutschland etwa nach dem Dualen System oder in Berufsfachschulen flächendeckend bekannt ist, existiert in Kenia nicht. Entweder erfolgt eine Art Ausbildung im Betrieb (in-service-training) oder an einer in den Städten zahlreichen Privatinsituten, etwa für Kfz-Mechaniker, Frisöre oder Computerfachleute. Alle diese Ausbildungen kosten Geld. Ein Hardware-Fachmann wird z.B. in Nairobi für 2.000 EUR in 18 Monaten ausgebildet. So eine Ausbildung erhöht die Chancen auf dem freien Markt enorm.

 

Universitäten

Die wenigen besten Schüler erhalten an den fünf staatlichen Universitäten kostenlose Studienplätze. Wer weniger „gut“ ist, ist auf die kostenpflichtigen (internationalen) Privatuniversitäten angewiesen. An den Universitäten fehlt es öfter an nötigen Geldern, daher sind Streiks der Dozenten oder Studenten häufig.

Noch immer zieht es die Elite des Landes (oder Gemeinschaften, die über Harambee das Geld aufbringen) vor, ihre Kinder in Großbritannien oder den USA studieren zu lassen. Einige kommen zum Studium auch nach Deutschland. Ein Auslandsstudium gibt ihnen in der Regel einen Startvorteil bei der Berufssuche. Manche Studiengänge können in Kenia nicht belegt werden.