Am 18. August 2015 brachen elf Schüler der Freien Waldorfschule Erlangen sowie der Rudolf Steiner Schule Coburg mit zwei Betreuen und weiteren Mitgliedern des Vereins pro-A-kids zu einem zweiwöchigen Sozialpraktikum nach Timau auf.
Ziel des Aufenthalts waren neben zahlreichen praktischen Aktivitäten innerhalb des Projektes, wie der Bau eines Klettergerüstes oder das Gestalten der neuen Klassenräume, auch der Besuch der Girls Hut unter der Leitung von Patricia Wamuyu. Das Highlight des Aufenthaltes war die gemeinsame Schulhauseröffnung in Kongoni, bei der nicht nur öffentliche Amtsträger der örtlichen Verwaltung, sondern auch Eltern, Lehrer und Kinder teilnahmen.
Neben der umfangreichen ehrenamtlichen Arbeit in Kongoni hatten die Schülerinnen und Schüler am Nachmittag die Möglichkeit, in das lokale Geschehen einzutauchen und ihr Freizeit in Timau, aber auch in der nahe gelegenen Stadt Nanyuki zu verbringen. Die Tatsache, dass die Reisegruppe als Selbstversorger unterwegs war, veranlasste das tägliche Kochteam zu spannenden und erlebnisreichen Ausflügen auf die lokalen Wochenmärkte, um Obst, Gemüse, Reis und Brot für die Gruppe einzukaufen.
Besonders der Kontakt zu den Mädchen des Girls Hut Projektes in River Side bereicherte einige Praktikantinnen durch enge soziale Kontakte zu einheimischen gleichaltrigen Mädchen aus Timau. Es entstanden Freundschaften und der Austausch auf Augenhöhe eröffnete allen einen ersten Eindruck von der Lebens- und Denkweise der jeweils anderen Kultur. Das gemeinsame Spielen, Lesen, Singen und Tanzen sowie der Besuch eines HIV Vortrages schweißte die Mädchen unterschiedlicher Kultur zusammen und hinterließ auf beiden Seiten tiefe Emotionen und Eindrücke.
Im Namen des Vereins bedanke ich mich bei allen Beteiligten für diese gelungene Reise und freue mich bereits auf das kommende Jahr, wenn es wieder los geht.
Lena Rauschert
Projektbericht Klettergerüst und Klassenzimmergestaltung 2015
Im Rahmen des diesjährigen Sozialpraktikums in Timau wurde auf dem Gelände des Kindergartens in Kongoni ein neues Klettergerüst für die rund 80 Kinder gebaut.
Mit der Unterstützung des deutschen Projektleiters Patrick Düver und der seines einheimischen Kollegen Martin Murithi, begleitet durch das Organisationstalent von Francis Wambugu, bauten die elf Schülerinnen und Schüler ein farbenfrohes Klettergerüst. Die Vorarbeit, das Setzen der sechs Stützpfeiler, wurde bereits vor der Ankunft der Reisegruppe organisiert, sodass das Fundament gut aushärten konnte. Mit ortsüblichen Eselskarren wurden dann die Bretter geliefert, welche anschießend von den Praktikanten in mühevoller Handarbeit geschliffen wurden. Nach dem Grundieren konnten die Hölzer in unterschiedlichen Farben gestrichen werden, was von den Kindern freudig bewundert wurde.
Nach einigen Komplikationen und Änderungen des anfangs gesteckten Zeitplans konnte das Klettergerüst schließlich aufgebaut werden. Auch in diesem Jahr mussten alle Helfer Kreativität und Improvisationsvermögen beweisen. Dies ist hervorragend gelungen.
Parallel zum Bau des Klettergerüstes gestaltete eine Gruppe Praktikantinnen die Klassenzimmer und bereitete den Einzug der Kinder nach den Ferien vor. Wie in Kenia üblich wurden die Wände farbenfroh mit unterschiedlichen Tieren und Landschaften bemalt. Nach der Gestaltung der Wände sowie dem Streichen der neuen Tafelflächen konnten die beiden Klassenräume eingerichtet werden. Die Lernplakate der alten Zimmer fanden frisch gewaschen einen neuen Platz und den beiden Lehrerinnen Salome und Hilari war die Freude über ihren neuen Arbeitsplatz sichtlich anzumerken.
Zum Tag der Schulhauseinweihung waren beide Aktivitäten beendet und die Freude der Kinder und Eltern, welche das neu Entstandene mit großen Emotionen begutachteten, entschädigte für die ein oder andere zusätzliche Arbeitsstunde.
Für den nächsten Projektbesuch ist der Bau neuer Regale für die beiden Klassenräume geplant, in welchen alle Lehr- und Lernmaterialien sowie die Taschen und Jacken der Kinder einen geeigneten Platz finden sollen.
Projektbericht Schulhauseröffnung
Am 31. August 2015 wurde im Rahmen des Praktikumsaufenthaltes das neue Schulgebäude in Kongoni (Timau) eröffnet. 80 Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren können nun mit ihren beiden Klassenlehrerinnen die neuen Räume beleben und in einer schönen Umgebung lernen, spielen und lachen.
Den Auftakt der Feierlichkeit machten die Festreden der lokalen Verwaltung. Auch von unserer Seite sprach Eva Bär und richtete einige Worte an die beiwohnenden Eltern, Lehrer und Gäste. Abschließend gab es unterhaltende Beiträge der Kinder, der deutschen Gäste und auch die Eltern beteiligten sich mit Gesang.
Nachdem das neue Klettergerüst bestaunt und sogleich ausprobiert worden war, ging man gemeinsam zum Schulhaus, wo Margit Börgböhmer aus dem Vorstand gemeinsam mit einem Elternvertreter feierlich das rote Band teilte und damit offiziell die Türen für die neugierigen Kinder und Eltern öffnete.
Mit strahlenden Augen betraten die ersten Kinder ihre neuen Klassenzimmer und staunten nicht schlecht, angesichts der liebevoll und freundlich gestalteten Räume.
Ebenfalls mit Gesang und einer ausgelassenen Stimmung bedankten sich alle Eltern bei den Verantwortlichen. Mit einem gemeinsamen Essen wurde der Festtag auf dem Gelände abgerundet.
Projektbericht Girls Hut
Die kleine unscheinbare Hütte liegt in River Side, jenseits des Flüsschens auf einem Hügel von Timau. Seit dem Beginn des Projektes im Jahr 2014 treffen sich dort Mädchen aus dem Slumviertel von Timau im Alter von 15 bis 20. Unter der Leitung von Particia Wamuyu ist dort ein Ort entstanden, wo man sich treffen, um Rat fragen, ausruhen und einfach ein paar unbeschwerte Stunden verbringen kann. Die Bücher und Bastelmaterialien bieten für viele eine wohltuende Abwechslung vom harten und arbeitsintensiven Alltag. Viele Mädchen stammen aus ärmsten Verhältnissen, haben viele Geschwister, um die sie sich kümmern müssen, und oft sind die familiären Verhältnisse stark belastet. Die HIV Rate in Timau liegt bei über 60%, sodass nicht nur einige Mädchen bereits ein Elternteil durch Aids verloren haben, sondern oft auch selbst mit dem meist tödlichen Virus infiziert sind.
Für alle Sorgen, Fragen und Nöte ist Patricia, die selbst bereits viel in ihrem kurzen Leben erlebt hat, eine vertrauensvolle und helfende Ansprechpartnern. Zusätzlich bietet Salome, die als selbstständige medizinische Beraterin im örtlichen Krankenhaus arbeitet, einmal pro Monat einen Beratungsnachmittag an, bei welchen die Mädchen nicht nur umfassend über den HIV Virus aufgeklärt werden, sondern auch Themen wie Sexualität, Familienplanung, allgemeine Gesundheitsvorsorge und Hygiene besprochen werden. Auch kostenlose HIV Tests werden hier durchgeführt und ebenfalls kostenlos sind hier Medikamente und Verhütungsmittel verfügbar.
Der Besuch der deutschen Praktikanten war ein tiefgreifendes Erlebnis, da die gleichaltrigen Mädchen aus unterschiedlichen Kulturen in einen wertvollen Austausch kamen. Gemeinsam wurden Freundschaftsbäder geknüpft und nebenbei über die erste große Liebe, die Eltern und Hobbies geplaudert. Besonders rührend war der Nachmittag im Krankenhaus, als die Mädchen gemeinsam die Beratungsstunde bei Salome besuchten. Die Erkenntnis, dass man über große soziokulturelle Grenzen hinweg ähnliche Fragen, Ängste und Emotionen hat, schweißte die Gruppe noch mehr zusammen und schuf eine Basis an Vertrauen, auf welcher Grenzen und Mauern, aber auch Vorurteile überwunden werden können.